„Es ist hier einfach ein Nadelöhr“ kommentierte ein Feuerwehrmann die Szenen, die sich nach dem Unfall auf der B442 in Höhe des MAXI-Autohofs abspielten.
Gegen 15:20 Uhr war der Rüstzug Rodenberg, bestehend aus den Ehrenamtlichen der Feuerwehren aus Lauenau und Rodenberg, mit dem Stichwort „T2 – LKW umgestürzt, Fahrer befreit“ alarmiert worden.
Sofort verließen 42 unbezahlte Helferinnen und Helfer ihre Arbeitsplätze, Familien oder Hobbys und fuhren in die Feuerwehrhäuser, um innerhalb weniger Minuten auszurücken.
Als die ersten am Unfallort eintrafen, war der 50-jährige Fahrer tatsächlich schon mit Hilfe von Augenzeugen aus der Kabine geklettert und augenscheinlich nicht verletzt.
Er wurde zur Sicherheit von der Besatzung eines Rettungswagens aus Rodenberg auf Verletzungen untersucht.
Die Feuerwehrleute überprüften währenddessen, ob sich noch ein Mensch unter dem Lastwagen befand:
Der Kofferaufbau war auf einen Weg gefallen und hatte eine Fußgängerampel unter sich begraben. Glücklicherweise wartete dort aber gerade kein Fußgänger.
Schnell war auch klar, dass keine Betriebsstoffe aus dem Lastwagen austraten, der mit etlichen Paletten Apfelkuchen und Bienenstich für eine Supermarktkette beladen war.
Zu schnell in die Kurve
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte der erfahrene Fahrer (50) einer Spedition aus Wunstorf die Kurve von der Hanomagstraße wohl etwas zu sportlich genommen.
Das Fahrzeug kippte durch die Fliehkräfte nach rechts und blieb auf der Seite liegen.
Rodenbergs stellvertretender Gemeindebrandmeister Tobias Komossa erklärte am Einsatzort das Großaufgebot der Feuerwehr:
„Der Leitstelle war zwar gemeldet worden, dass der Fahrer bereits aus der Kabine geklettert war. Trotzdem hatte der Disponent kein genaues Bild und wusste nicht, ob vielleicht doch noch jemand unter dem LKW liegt, Diesel ausläuft oder es eine Brandgefahr gibt.
Vielleicht hätte der Lastwagen auch gegen weiteres Kippen abgesichert werden müssen.
Bei so einer unklaren Lage werden lieber etwas mehr Helfer alarmiert, als wenn sie dann in den wichtigen ersten Minuten fehlen und nachgefordert werden müssen.“
Rund um die Einsatzstelle entwickelten sich währenddessen schnell chaotische Situationen im Straßenverkehr.
Von Rodenberg kommend stauten sich Autos und Lastwagen inzwischen bis auf die Autobahn A2 zurück. Damit stieg die Gefahr eines schweren Auffahrunfalls im Rückstau erheblich.
Vom Gewerbegebiet aus versuchten LKW-Fahrer weiterhin in Richtung Autobahn abzubiegen und kamen den Helfern dabei gefährlich nah.
Durch ihr langsames Abbiegen auf die Gegenfahrbahn über die Grünphasen hinaus bremsten sie auch den Verkehr von der Autobahn in Richtung Bad Münder aus.
Um diese Situation zu entspannen, wurde die B442 in Richtung Autobahn schließlich voll gesperrt.
Gleichzeitig richtete die Feuerwehr auf der B442 eine Ableitung von Bad Münder kommend schon an der Abfahrt nach Pohle ein, um den Autofahrern eine Möglichkeit zum Ausweichen zu geben.
Später übernahmen Polizisten diese Arbeit.
Aufgrund der Sperrung in Pohle für eine Straßensanierung blieb den Fahrzeugen aber nur der Weg durch Lauenau.
Fachfirma richtete LKW am Abend wieder auf
Der Einsatz für die Feuerwehr war am Einsatzort relativ schnell beendet. Die Straßenmeisterei wurde alarmiert, um die umgestürzte Ampel stromlos zu schalten und den LKW bis zur Bergung abzusichern, die später eine Fachfirma übernahm.
Um den Berufsverkehr nicht weiter zu beeinträchtigen, begann die Bergung des LKW erst am Abend.
Ab 18.30 Uhr wurde die Fahrbahn voll gesperrt, die Ladung umgeladen und das Fahrzeug durch das Bergungsunternehmen wieder aufgerichtet.
Erst nach rund fünf Stunden hatten die Autofahrer wieder freie Fahrt.
No Cake today…
Was passiert eigentlich mit dem Kuchen?
Wer denkt, die Feuerwehr hätte nun doch für ihre ehrenamtliche Hilfe wenigstens ein wenig davon mitnehmen können, der irrt.
Obwohl die Kühlkette unterbrochen war, ist der Kuchen natürlich noch Eigentum des Transporteurs bzw. seines Auftraggebers gewesen.
Wer ohne Erlaubnis des Eigentümers etwas davon einsteckt, begeht deshalb auch eine Straftat.
Dabei kommen je nach Situation und Wert der Waren verschiedene Paragraphen in Betracht – mit teils empfindlichen Strafen.
Havariekommissar begutachtet die Ladung
Nach solchen Unfällen kommt meist ein vom Unternehmen oder der Versicherung beauftragter „Sachverständiger für Transport- und Güterschäden“, kurz Havariekommissar, zum Einsatz.
Er begutachtet noch vor Ort die Lebensmittel und entscheidet, ob sie weiterverwendet werden können, ob die Kühlkette zu stark gestört war und wie stark die Waren überhaupt beschädigt sind.
Ein interessantes Interview über die Arbeit eines Havariekommissars findest Du hier!
Ist Eile geboten und die Ladung viel Geld wert, werden auch schon mal Feuerwehrleute zum Umlagern herangezogen, um Sachwerte zu schützen.
In den allermeisten Fällen organisieren die betroffenen Unternehmen aber selbst Spezialfirmen.