Gegen 22.30 Uhr lösten die Funkmelder der unbezahlten Feuerwehrleute aus Lauenau und Rodenberg aus, in Pohle heulte die Sirene.
Erste Anrufer hatten der Einsatzleitstelle über Notruf von einem schweren Unfall auf der Autobahn 2 in Richtung Hannover berichtet.
Danach sollten mindestens vier Menschen eingeklemmt sein. Der Disponent löste deshalb das Stichwort „VUKM1“ aus.
Zusammen mit den fast 80 Ehrenamtlichen fuhren damit auch vier Rettungswagen und zwei Notärzte zum Einsatzort.
Fahrer fuhr offenbar ungebremst in Stauende
Laut Auskunft der Polizei hatte sich durch eine Nachtbaustelle zwischen den Anschlussstellen Bad Nenndorf und Wunstorf-Kolenfeld in Höhe des Deisterparkplatzes vor Bad Nenndorf ein Rückstau gebildet.
Obwohl es durch die ansteigende Fahrbahn eigentlich gut zu sehen sein musste, war ein 31-jähriger Mann aus Osteuropa am Stauende nahezu ungebremst mit hoher Geschwindigkeit in das Heck eines 40-Tonners gefahren.
Der polnische Kleintransporter mit Autopritsche und ukrainischem Auto-Anhänger hatte sich dabei weit unter den LKW geschoben.
Arzt ist zufällig am Unfallort
Noch auf der Anfahrt der Helfer meldete sich ein Arzt bei der Leitstelle, der zufällig am Unfallort vorbeigekommen war.
Er berichtete von mindestens einem Toten, der schwer eingeklemmt war.
Weitere Verletzte gab es entgegen der ersten Meldung glücklicherweise nicht. Doch das war erst nach der aufwändigen Bergung des Wracks klar.


Rettungsgasse? Ohne Worte!
Während die ersten Feuerwehrfahrzeuge noch nahezu ungehindert den Unfallort erreichen konnten, verstießen in den folgenden Minuten immer mehr LKW-Fahrer gegen die Pflicht zur Bildung einer Rettungsgasse.
20 Minuten nach dem ersten Alarm waren rechte und mittlere Spur der Autobahn von LKW blockiert.
Deren Fahrer hatten es nicht mal für nötig gehalten, halb auf den Standstreifen zu fahren und damit Platz zu schaffen.
Besonders dreiste osteuropäische Fahrer von Kleintransportern mit Anhängern versuchten nun, auf der linken (!) Spur vorbeizukommen und blockierten damit immer wieder die Fahrspur für nachrückende Fahrzeuge.
Feuerwehr musste Hänger anheben
Die Bergung des Leichnams gestaltete sich aufwändig und zeitintensiv. Zunächst mussten die Helfer den LKW-Anhänger anheben, unter den sich der Kleintransporter bis zur B-Säule hineingebohrt hatte.
Der Unterfahrschutz hatte den Aufprall dabei kaum gemildert – er war einfach durch die schiere Wucht umgeknickt worden.


Nach dem Anheben zogen die Feuerwehrleute das Wrack des Kleintransporters mit einer Seilwinde hervor.
Nun erst war klar, dass der 31-jährige aus Osteuropa alleine im Auto gesessen hatte.


Ungenügende Sicherung?
Eine Rolle für den tödlichen Ausgang könnte auch die „Sicherung“ der transportierten Fahrzeuge gespielt haben.
Die nur mit Spanngurten befestigten PKW hatten sich beim Aufprall gelöst, waren mehrere Meter über die Ladeflächen von Anhänger und Transporter nach vorne gerutscht und hatten die Fahrerkabine noch weiter unter das Heck des Lastwagens geschoben.


Die Autobahn war noch bis fünf Uhr morgens in Richtung Berlin gesperrt. Die Polizei schätzt den entstandenen Sachschaden auf etwa 25.000 Euro.


Polizist sagt, dass Video-Auswertung nachts nicht möglich sei
Ach ja, noch ein persönlicher Kommentar zur Rettungsgasse:
Auch ein Streifenwagen musste sich durch die nicht vernünftig gebildete Gasse kämpfen.
Auf meine Frage an die Beamten später, ob denn wenigstens ein Video aufgezeichnet wurde und die Blockierer mit einem Bußgeld belegt würden erhielt ich die erstaunliche Antwort, dass so eine Aufnahme ja eh nichts bringe.
Denn die Auswertung von Nachtvideos sei schwierig.
In diesem Sinne müssen wir uns also nicht wundern, wenn weiterhin wertvolle Zeit bei der Rettung von Unfallopfern verloren geht, wenn die einzige Behörde, die solche Verstöße ahnden könnte, untätig bleibt. Oder ihre Mitarbeiter.
Mit gutem Zureden und Appellen an die Vernunft kommt man einfach nicht weiter: Nur Geld (so lächerlich gering die Strafe in Deutschland auch ist) erzieht die Fahrer.
Sonst ist sich weiterhin jeder selbst der Nächste.