Auto fährt gegen Baum – Ersthelferin reagiert vorbildlich!

Einsatz für die Ehrenamtlichen aus Egestorf, Bakede und Bad Münder am Donnerstag (11.11.21) auf der K74 bei Böbber. Nach einem Baumunfall sollte die Fahrerin in ihrem Auto eingeklemmt sein. Vorbildlich: Eine 21-Jährige aus Bakede sah den Unfall im Rückspiegel und wendete, um der verletzten Frau auf der wenig befahrenen Straße zu helfen.

Unfall auf der K74 bei Böbber: Der komplette Motorblock wurde herausgerissen (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Unfall auf der K74 bei Böbber: Der komplette Motorblock wurde herausgerissen (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Gegen 14.35 Uhr war eine 34-jährige Münderanerin nach Angaben der Polizei von der B442 kommend auf der Kreisstraße 74 in Richtung Egestorf unterwegs.

In einer langgezogenen Linkskurve in Höhe Böbber, kurz hinter der Straße „Am Denkmal“, kam ihr eine 21-Jährige in einem MINI entgegen, die später berichtete, dass der entgegenkommende Ford Fiesta relativ mittig auf der Fahrbahn gefahren sei.

Als dessen Fahrerin nach rechts lenkte, vermutlich um Platz für den MINI zu machen, geriet ihr Auto mit den rechten Reifen in die Bankette, die seit der Neuasphaltierung der Straße relativ weich und unfallträchtig ist.

Sie lenkte ihren Wagen daraufhin offenbar ruckartig zurück auf die Fahrbahn. Der Fiesta geriet außer Kontrolle und schleuderte schließlich nach rechts von der Fahrbahn gegen einen Baum.

Durch den Aufprall wurde der Motorblock aus dem Motorraum gerissen und blieb wenige Meter neben dem Baum liegen.

Der Ford schleuderte weiter und blieb schließlich weit hinter dem Baum mit zerstörter Front, entgegen der ursprünglichen Fahrtrichtung, stehen.

Augenzeugin sah Unfall im Rückspiegel

Vorbildlich verhielt sich die MINI-Fahrerin:

Die 21-Jährige erzählte am Unfallort, dass sie schon beim Vorbeifahren das Schlingern des Wagens bemerkt hatte und den Wagen deshalb im Rückspiegel weiter beobachtete.

Als sie sah, dass sich der Ford drehte und gegen den Baum prallte, habe sie an der nächsten Einmündung gewendet und sei zum Unfallauto zurückgefahren, um möglichen Verletzten zu helfen.

Die junge Bakederin ist gerade in der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten (MFA) und sagte, für sie sei es selbstverständlich gewesen, wieder umzudrehen und nach der Frau zu sehen.

Zumal auf der Straße nur wenig Verkehr herrsche und es lange hätte dauern können, bis die Verunglückte gefunden worden wäre.

Keine Selbstverständlichkeit mehr und deshalb ein wirklich tolles couragiertes Verhalten, das (leider) extra erwähnt werden muss!

Der Motorblock liegt auf der Straße vor einem Rettungswagen der DRK-Rettungswache Bad Münder(Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Der Motorblock liegt auf der Straße vor einem Rettungswagen der DRK-Rettungswache Bad Münder(Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Verletzte steigt selbst aus

Glücklicherweise war die Verunglückte nicht in ihrem Auto eingeklemmt, sondern stieg selbst aus und konnte mit der Ersthelferin reden.

Kurz darauf hielt dann auch eine weitere Frau (69) aus Bakede an, die den Notruf absetzte und die Unfallstelle absicherte.

Brandschutz an der Unfallstelle (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Brandschutz an der Unfallstelle (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Die Rettungsleitstelle alarmierte nicht nur einen Rettungswagen (RTW) und einen Notarzt mit dem Stichwort „Verkehrsunfall, eine Person eingeklemmt“ zum Unfallort, sondern auch die ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus Bakede, Bad Münder und Egestorf.

Letztere betreuen seit der Schließung der Ortswehr in Böbber primär deren ehemaliges Einsatzgebiet und waren erst vor zwei Monaten nur wenige hundert Meter entfernt bei einem schweren Motorradunfall im Einsatz.

Die langgezogene enge Kurve bei Böbber wird von Ortskundigen mit Respekt befahren, weil gerade Fremde oft mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs sind (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Die langgezogene enge Kurve bei Böbber wird von Ortskundigen mit Respekt befahren, weil gerade Fremde oft mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs sind (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Batterie rund 40 Meter entfernt

Während die Fahrerin vom Rettungsdienst versorgt wurde, stellten die Feuerwehrleute den Brandschutz sicher, banden Betriebsflüssigkeiten mit speziellem Granulat und sperrten den Unfallort ab.

Anders als sonst bei Unfällen mussten sie die Batterie allerdings nicht abklemmen, sondern erstmal suchen:

Sie war beim Aufprall auf den Baum noch rund 40 Meter weit aus dem Motorraum in eine Hofeinfahrt geflogen.

Die Batterie wurde von der Feuerwehr in einer Metallmulde gesichert und die ausgelaufene Säure ebenfalls aufgefangen.

Die Batterie flog dutzende Meter weit in eine Hofeinfahrt (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Die Batterie flog dutzende Meter weit in eine Hofeinfahrt (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Insgesamt waren nach Angaben von Stadtbrandmeister Carsten Koch rund 25 unbezahlte Feuerwehrleute im Einsatz, der rund zwei Stunden dauerte.

Die 34-Jährige wurde schwer verletzt mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht.

Ein Rettungsdienstmitarbeiter fotografiert den Unfallwagen. Damit können die behandelnden Ärzte im Krankenhaus später bessere Schlussfolgerungen für mögliche Verletzungsmuster treffen (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Ein Rettungsdienstmitarbeiter fotografiert den Unfallwagen. Damit können die behandelnden Ärzte im Krankenhaus später bessere Schlussfolgerungen für mögliche Verletzungsmuster treffen (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Nach Auffassung der Einsatzkräfte haben bei diesem Unfall mehrere glückliche Faktoren trotzdem zu einem verhältnismäßig glimpflichen Ausgang geführt:

So sei der Fiesta mit der rechten Seite des Motorraums auf den Baum geprallt, statt frontal, wodurch sich der Wagen weggedreht habe und der Baum nicht weiter in die Fahrgastzelle gedrungen sei.

Sonst wären tödliche Verletzungen sehr viel wahrscheinlicher gewesen.

(Foto: n112.de/Stefan Hillen)
(Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Auch könne man froh sein, dass kein weiteres Auto hinter dem MINI gefahren und frontal in das schleudernde Auto gekracht sei – und sich auch niemand in der Garagenzufahrt aufgehalten hatte, als die schwere Batterie wie ein Geschoss angeflogen kam.

Tacho bleibt bei rund 80km/h stehen, aber…

Feuerwehrleute berichteten übrigens, dass der Tacho des Fiesta bei rund 80km/h stehengeblieben sei.

Das muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Wagen mit genau dieser Geschwindigkeit gegen den Baum geprallt ist.

Die Unfallstelle in der Übersicht: Links der Baum, rechts das Wrack des Fiesta (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Die Unfallstelle in der Übersicht: Links der Baum, rechts das Wrack des Fiesta (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Ein DEKRA-Sachverständiger erklärte mir bei einem früheren Unfall, dass, gerade bei älteren Fahrzeugen, die Tachonadel weit ausschlagen kann, wenn das Fahrzeug abhebt und die Räder dabei durch den fehlenden Rollwiderstand noch einmal durchdrehen, bevor der Wagen aufprallt und die Verbindung zum Tacho zerstört wird.

So sei es zwar immer ein reißerisches BILD, wenn die Tachonadel unter einer hohen Zahl stehengeblieben ist – aussagekräftig sei das aber definitiv nicht!

(Foto: n112.de/Stefan Hillen)
(Foto: n112.de/Stefan Hillen)

Der zerstörte Fiesta auf der K74 bei Böbber (Foto: n112.de/Stefan Hillen)
Der zerstörte Fiesta auf der K74 bei Böbber (Foto: n112.de/Stefan Hillen)

(Foto: n112.de/Stefan Hillen)
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Über n112.de

Moin!

n112.de ist (m)ein Blog für Feuerwehr-Nachrichten und -Reportagen vorwiegend aus Bad Münder (Lkr. HM), Lauenau, Rodenberg und dem Auetal (Lkr. SHG).

Ich bin freier Foto-/Videojournalist, Fotograf und Filmer und habe 2018/2019 auch hauptberuflich Erfahrung als Rettungssanitäter in der Stadtrettung gesammelt.

Hier berichte ich unabhängig über die Arbeit der freiwilligen Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen, um die Arbeit der vielen, meist unbezahlten, Helfer  sichtbarer zu machen. 

Hast du Hinweise für Reportagen oder Geschichten, freue ich mich hier über deine Nachricht!

Herzliche Grüße
Stefan Hillen

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