Um 8.52 Uhr riefen zunächst die Funkmeldeempfänger alle verfügbaren ehrenamtlichen Feuerwehrleute in Lauenau und Rodenberg zum Einsatz in die Feuerwehrhäuser, um sich umzuziehen und die Löschfahrzeuge zu besetzen.
Schon knapp acht Minuten später trafen die ersten Helfer an der Einsatzstelle ein.
„Gasse bilden“ geschaltet
Eine funktionierende Rettungsgasse erleichterte den Helfern dabei die zügige Fahrt zur Einsatzstelle:
Durch die Rettungsleitstelle war telefonisch bei der Verkehrsmeldezentrale (VMZ) die Änderung der Anzeige an den elektronischen Schilderbrücken angefordert worden.
So zeigte das Display den Autofahrern daraufhin nicht nur das Gefahrenzeichen für „Stau“, sondern auch den Hinweis „Gasse bilden“.
Gleichzeitig wurde die rechte Spur gesperrt.
Kräftiger Wind und schwarzer Rauch
Die Einsatzstelle lag direkt neben einem freien Feld, das durch eine rund 1,3 Meter hohe Betonmauer von der Autobahn getrennt ist.
Kräftiger Wind blies den schwarzen, giftigen Rauch direkt in Richtung der anfahrenden Löschfahrzeuge und der im Stau stehenden Verkehrsteilnehmer.
Inzwischen war der Verkehr aus Sicherheitsgründen und für eine ungestörte Brandbekämpfung gestoppt worden.
Durch die platzenden Reifen waren zuvor große heiße Fahrzeugteile aus Metall durch die Luft geschleudert worden, landeten durch die Wucht der Verpuffung sogar auf der Gegenfahrbahn.
Die Feuerwehr sperrten deshalb in Richtung Hannover notdürftig zwei Spuren, bis nach rund 50 Minuten ein zweiter Streifenwagen der Autobahnpolizei die Absicherung übernahm.
Die Einsatzkräfte am Lastwagen konzentrierten sich zunächst auf die Eindämmung der Flammen.
Aus sicherem Abstand setzte die Feuerwehr einen Schnellangriff in Windrichtung ein, während vom Feld aus weitere Schläuche verlegt wurden.
Das Feuer fand in der Ladung aus Shampoo- und Duschgelflaschen reichlich Nahrung, die zusätzlich in kleinen Papp-Paketen verpackt waren.
Auch der Treibstoff in der Zugmaschine fachte die Flammen ordentlich an.
Rettungsleitstelle alarmiert weitere Feuerwehren
Gegen 9.10 Uhr wurde die Feuerwehr Rehren alarmiert. Die Ehrenamtlichen sollten sich zunächst an der Ausfahrt der A2 bereitstellen.
Auch die ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus Rolfshagen rückten später an.
Großtanklöschfahrzeuge zur Autobahn
Autobahnen verfügen nicht über Hydranten: Bei Großbränden muss das Löschwasser also mit Tanklöschfahrzeugen herangeschafft werden.
Der Einsatzleiter ließ schon früh spezielle Fahrzeuge mit großen Tanks alarmieren. Diese Fahrzeuge sind an strategischen Wachen stationiert und werden immer dann mit angefordert, wenn viel Wasser benötigt wird.
Zusätzlich verfügen sie über einen Dachwerfer (Monitor genannt), der eine große Reichweite hat. Bei Industrie- oder Chemiebränden kann so auch aus der Entfernung heraus sicher gelöscht werden.
Als spezielle Beladung hat zum Beispiel das TLF 24/50 aus Stadthagen neben den 5000 Litern Wasser auch noch 500 Liter Schaummittel an Bord, das als Schaum-Wassergemisch über den Monitor genutzt oder „pur“ an andere Fahrzeuge abgegeben werden kann.
Fahrer blieb unverletzt
Der osteuropäische Fahrer beobachtete die Löscharbeiten vom angrenzenden Feld aus.
Mit seinen Armen umklammerte er dabei eine angesengte Mappe mit Papieren, die er gerade noch aus den Flammen hatte retten können.
Auch ein paar Kleidungsstücke und seinen Kulturbeutel konnte er noch aus dem Fahrzeug holen, nachdem seine ersten Löschversuche mit einem Feuerlöscher keine Wirkung gezeigt hatten.
Er blieb, bis auf einen gehörigen Schrecken, unverletzt.
Anstrengendes Löschen der Ladung
Die letzten offenen Flammen waren gut 60 Minuten nach dem ersten Alarm gelöscht, nachdem sie ein großflächiger Mantel aus Löschschaum endgültig erstickt hatte.
Für die Einsatzkräfte war die Arbeit damit nicht vorbei: Mühselig musste die Ladung mit Haken auseinander gerissen und nach Glutnestern kontrolliert werden.
Großer personeller Aufwand
Damit ein Einsatz dieser Größenordnung reibungslos läuft, greift die Arbeit vieler kleinerer Einheiten ineinander, die teilweise auch wieder die Alarmierung weiterer Feuerwehrkräfte erfordern.
Insgesamt waren so 119 unbezahlte (!) Feuerwehrleute im Einsatz, darunter 12 Trupps unter Atemschutz.
Um keine Giftstoffe von der Kleidung der Atemschutzträger, die direkt im giftigen Rauch gestanden haben, über die Fahrzeuge in die Wachen zu transportieren, rückten zum Beispiel später Spezialisten an, die für die sogenannte „Einsatzstellenhygiene“ verantwortlich sind.
Sie tauschten Einsatzkleidung gegen Jogginganzüge und dekontaminierten zusätzlich das Material, das nicht vor Ort ausgetauscht werden konnte.
Teure Materialschlacht
Wer sieht, wie groß der materielle Aufwand bei einem LKW-Brand wie diesem ist, wird besser verstehen, warum Schaumburgs Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote kürzlich in einem offenen Brief forderte, dass Kommunen entlang der Autobahn mehr finanzielle Unterstützung vom Bund für das Spezialgerät erhalten.
So wurden unter anderem drei Rettungsbühnen, ein Fognail zum Durchstechen und Wässern der Ladung, ein Schaumrohr, eine Säbelsäge, zwei C Rohre, ein Schnellangriff und 2 Wärmebildkameras eingesetzt.
Teure Geräte, die zusammen mit den Spezialfahrzeugen zum großen Teil von den Kommunen an der Autobahn angeschafft und bezahlt werden müssen, ohne dass der Kauf aus der LKW-Maut unterstützt wird.
Umweltschutzeinheit nahm Proben
Die Autobahn 2 führt an dieser Stelle direkt durch ein Wasserschutzgebiet.
Das in den Sielen gesammelte Regenwasser wird aufgrund der möglichen Verschmutzung mit Öl und anderen Stoffen deshalb zunächst in ein Becken mit Ölabscheider unweit der Autobahn geleitet und fließt von dort erst in einen Bach, erklärte Sönke Fischer vom „Team Presse“ der Kreisfeuerwehr später.
Fischer weiter: „Da auch das mit Shampoo besetzte Löschwasser diesen Weg genommen hat, wurden durch die Umweltschutzeinheit direkt am Becken Gewässerproben genommen. Dazu wurde durch die Feuerwehr Pohle umgehend der Abfluss in den Bach abgeschiebert, um das eventuell kontaminierte Wasser im Becken zu halten.“
Durch den ABC Erkunder aus Möllenbeck seien anschließend an zwei Stellen Proben entnommen und überprüft worden. Die Messleitkomponente der Kreisfeuerwehr habe die Ergebnisse dann protokolliert.
Es seien keine Säuren und Laugen festgestellt worden. Alles weitere konnte nur über eine Stoff-Analytik festgestellt werden.
Schaummittel sei laut Datenblatt immer zurückzuhalten und dürfe nicht in die Umwelt gelangen.
Gaffer und Bremser
Obwohl der Verkehr in der Gegenrichtung nach dem Entfernen der herübergeflogenen Wrackteile wieder dreispurig lief, kamen die Fahrzeuge nicht richtig in Schwung.
Der Grund mal wieder: Gaffer, die möglichst lange einen Blick auf die Einsatzstelle erhaschen wollten und deshalb abbremsten, teilweise sogar aus dem offenen Fenster filmten und fotografierten.
Leider auch immer wieder gesehen: Schaulustige, die die Einsatzstelle betraten, um „mal zu gucken“ und dann von Feuerwehrleuten oder der Polizei weggeschickt werden mussten.
Hinweis: Alle Fotos sind für die eingesetzten Rettungskräfte kostenlos zu erhalten. Bitte wendet euch bei Interesse mit einer offiziellen Mailadresse eurer Organisation an redaktion@n112.de!