B442: Erneut schwerer Unfall an der Einmündung zur A2!

Bei einem Frontalzusammenstoß sind am Donnerstagmorgen (21.05.20) drei Menschen verletzt worden, zwei von ihnen schwer. An der Einmündung der B442 zur Autobahn 2 Richtung Dortmund hatte ein Autofahrer den Gegenverkehr übersehen. 30 ehrenamtliche Feuerwehrleute aus Lauenau, drei Rettungswagen, ein Notarzt und die Polizei waren im Einsatz

Gegen 8.44 Uhr war es mit der Ruhe am Himmelfahrtsmorgen für rund 30 unbezahlte Feuerwehrleute aus Lauenau vorbei:

Mit dem Stichwort „T1 – auslaufende Kraftstoffe nach Verkehrsunfall“ wurden sie zum Einsatz gerufen.

An der Einsatzstelle erwartete die Helfer wenige Minuten später ein Trümmerfeld aus Scherben und Plastikteilen:

Zwei Autos waren frontal mit hoher Geschwindigkeit zusammengestoßen.

Während sich der Passat Kombi des 37-jährigen mutmaßlichen Unfallverursachers aus dem Landkreis Hameln nach dem Aufprall stark gedreht hatte, war das zweite Auto aus dem Landkreis Nienburg/Weser in die Leitplanke geprallt.

In ihm war die 77-jährige Fahrerin schwer verletzt worden.

Der Passat des mutmaßlichen Unfallverursachers
Der Passat des mutmaßlichen Unfallverursachers

Tatsächlich liefen auch Betriebsstoffe aus und flossen in Richtung Gulli, allerdings unterstützten die Ehrenamtlichen sofort in mehreren Bereichen.

Eine Schwerverletzte

Zwei Rettungswagenbesatzungen aus Rodenberg hatten bereits mit der medizinischen Versorgung der drei Verletzten begonnen und wurden sofort durch medizinisch ausgebildete Feuerwehrleute unterstützt.

Besonders schlimm hatte es die 39-jährige Beifahrerin des Passat getroffen.

Ihre Verletzungen waren so schwer, dass sie noch längere Zeit durch einen Notarzt aus Stadthagen im Auto behandelt und mit Schmerzmitteln therapiert werden musste, ehe sie aus dem Wrack gerettet werden konnte.

Zur Unterstützung rückte später noch ein dritter Rettungswagen aus Auetal an.

Rettung ohne hydraulische Schere

Schon früh hatte sich die Feuerwehr auf eine patientengerechte Rettung der Schwerverletzten eingestellt.

Da bei Unfällen dieser Art, mit schleudernden Fahrzeugen und hoher Aufprallgeschwindigkeit, immer auch Wirbelsäulenverletzungen möglich sind, versucht der Rettungsdienst, die Patienten möglichst ohne zusätzliche Drehungen der Körperachse aus dem Auto zu bekommen.

Dazu wird das Dach abgetrennt und der Patient über ein Spineboard nach hinten und oben aus dem Sitz gezogen (genauer erklärt habe ich das Vorgehen zum Beispiel hier).

Die Feuerwehr hatte bereits hydraulisches Rettungsgerät bereitgestellt, da zunächst sowieso überlegt worden war, die Beifahrertür für eine einfacherere Rettung ganz zu entfernen.

Das Abtrennen des Daches wäre für die sehr erfahrenen Helfer aus Lauenau eine Sache von wenigen Minuten gewesen.

Der Notarzt entschied sich schließlich für den Weg durch die Beifahrertür, indem die Patientin mithilfe einer sogenannten Rettungsboa im Sitz gedreht und dann mit Hilfe vieler Hände auf das Spineboard gelegt wurde.

Die Rettungsboa wird dem Patienten um den Hals und dann unter den Armen hindurch angelegt. Die Halswirbelsäule wird geschützt, gleichzeitig wird die Zugkraft der Helfer gleichmäßiger auf den ganzen Körper verteilt.
Die Rettungsboa wird dem Patienten um den Hals und dann unter den Armen hindurch angelegt. Die Halswirbelsäule wird geschützt, gleichzeitig wird die Zugkraft der Helfer gleichmäßiger auf den ganzen Körper verteilt.

Hierzu muss man bedenken, dass es in der Notfallmedizin immer mehrere Wege zum Ziel gibt und Faktoren für Entscheidungen eine Rolle spielen können, die von außen nicht zu beurteilen sind.

In jedem Fall ist die Feuerwehr nur Helfer des Rettungsdienstes/Notarztes und hat allenfalls beratende Funktionen.

Ehrenamtliche Feuerwehrleute halten das Spineboard, während der Rettungsdienst die Verletzte aus dem Auto rettet.
Ehrenamtliche Feuerwehrleute halten das Spineboard, während der Rettungsdienst die Verletzte aus dem Auto rettet.

Brandschutz durch die Feuerwehr

Damit die Helfer an der Einsatzstelle sicher arbeiten konnten, stellten die Ehrenamtlichen den Brandschutz sicher. So standen je ein Pulver-, und Wasserlöscher bereit, auch ein Schlauchangriff wurde vorbereitet.

Gleichzeitig begannen andere Feuerwehrleute mit dem Auffangen der Betriebsmittel.

Mit speziellem saugfähigen Granulat errichteten sie Sperren und nahmen anschließend die Flüssigkeiten auf.

Zusammen mit einem Abschleppunternehmen fegten die Feuerwehrleute nach der Unfallaufnahme die Trümmer zusammen.

Wann kommt endlich die Ampel oder 50km/h-Begrenzung?

Nach ersten Ermittlungen der Polizei war der 37-jährige Passatfahrer von Lauenau kommend nach links Richtung A2 abgebogen und hatte den entgegenkommenden Citroen der 77-Jährigen übersehen.

Ob er durch die von schräg rechts scheinende Sonne geblendet oder anderweitig abgelenkt war, ist nicht bekannt.

Die 77-jährige Fahrerin des Citroen (vorne) wurde ebenfalls schwer verletzt
Die 77-jährige Fahrerin des Citroen (vorne) wurde ebenfalls schwer verletzt

Allerdings ist dieser Abschnitt der B442 mit beiden Einmündungen zur Autobahn 2 bei den Rettungskräften berüchtigt:

Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, weil die Vorfahrt missacht oder die Geschwindigkeit anderer Autos durch abbiegende Fahrer unterschätzt wird.

Deshalb gibt es schon lange Forderungen, eine Ampel aufzustellen oder wenigstens eine 50-km/h-Beschränkung einzuführen. Denn nur wenige Verkehrsteilnehmer halten sich auf der B442 an die erlaubten 70km/h.

Kracht es dann, sind die Folgen meist heftig, gerade bei Frontalunfällen…

Die Unfallstelle wurde für zwei Stunden komplett gesperrt, auch die Autobahnabfahrt der A2 Richtung Dortmund war nicht zu nutzen.
Die Unfallstelle wurde für zwei Stunden komplett gesperrt, auch die Autobahnabfahrt der A2 Richtung Dortmund war nicht zu nutzen.

Neben der Autobahn 2 birgt der unfallträchtige Abschnitt zudem eine weitere unnötige Einsatzbelastung für die unbezahlten Helfer der Feuerwehren Rodenberg und Lauenau.

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Über n112.de

Moin!

n112.de ist (m)ein Blog für Feuerwehr-Nachrichten und -Reportagen vorwiegend aus Bad Münder (Lkr. HM), Lauenau, Rodenberg und dem Auetal (Lkr. SHG).

Ich bin freier Foto-/Videojournalist, Fotograf und Filmer und habe 2018/2019 auch hauptberuflich Erfahrung als Rettungssanitäter in der Stadtrettung gesammelt.

Hier berichte ich unabhängig über die Arbeit der freiwilligen Feuerwehren, Rettungsdienste und Hilfsorganisationen, um die Arbeit der vielen, meist unbezahlten, Helfer  sichtbarer zu machen. 

Hast du Hinweise für Reportagen oder Geschichten, freue ich mich hier über deine Nachricht!

Herzliche Grüße
Stefan Hillen

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